Die Zeller Schlossgespräche 2024 standen unter dem Titel „Vom Spiel mit der Wahrheit – Zwischen Fakten und Fake News“.
Dank Smartphone und Tablet sind wir es mittlerweile gewohnt, Informationen zu jedem beliebigen Thema immer und überall online zu recherchieren. Unzählige Nachrichten, Posts und Videos in den Sozialen Medien informieren uns über das aktuelle Tagesgeschehen. Doch woran erkennen wir, ob es sich um wahre Nachrichten oder um Fake News handelt? Wie können wir Fakten, Bilder und Videos überprüfen? Welche Auswirkungen haben Desinformation und Fake News auf die Gesellschaft und die politische Meinungsbildung? Diesen und ähnlichen Fragestellungen gingen Expert:innen aus den Bereichen Medien, Politik, Ethik und Psychologie auf den Grund. In einem Punkt waren sie sich auf alle Fälle einig: Kritische Medienkompetenz sei im digitalen Zeitalter von immenser Bedeutung, um Bewertungen vornehmen und zwischen Meinungen und Tatsachen unterscheiden zu können.
Auftakt mit der Theatergruppe des Gymnasiums Schärding
Wie schnell ein sensationelles Gerücht die Runde macht, zeigte die Theatergruppe des Gymnasiums Schärding bei der Auftaktveranstaltung am 29. Februar mit gelungenen Sketchen. Die Darbietungen veranschaulichten eindrucksvoll, wie Fake News entstehen und welche Dynamik sie (in sozialen Netzwerken) entfalten können.
Vortrag des Faktencheckers Andre Wolf
Andre Wolf, bekannt aus der TV-Serie „Fakt oder Fake“, zeigte den Besucher:innen auf, wie heutzutage in der digitalen Welt oftmals bewusst mit der Wahrheit „gespielt“ wird. Anhand zahlreicher Beispiele demonstrierte er, wie einfach es ist, Falschinformationen zu verbreiten. Wolf empfahl, bei zweifelhaften Nachrichten mit Hilfe von Suchmaschinen zu recherchieren, um Informationen aus verschiedenen Quellen zum gleichen Thema zu vergleichen. In Bezug auf Künstliche Intelligenz betonte er, wie wichtig es sei zu lernen, wie KI funktioniere und wie sie zur Überprüfung von Fakten eingesetzt werden könne.
Keynote Speaker Tarek Leitner
Am 8. März lieferte Tarek Leitner mit seinem Vortrag die Grundlage für die anschließende Podiumsdiskussion. Die Gesellschaft sei seit vielen Jahren mit einem Überfluss an Informationen konfrontiert, so Leitner. Je mehr Unsinnigkeiten dadurch an die Öffentlichkeit gelangen, desto mehr würden Menschen ihr Urteilsvermögen verlieren. Mit der Künstlichen Intelligenz käme neuerdings ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu, der die Komplexität exponentiell ansteigen lasse. „Die Menschen können nicht mehr Fakten und Fake News unterscheiden“, sagte der TV-Journalist.
Höhepunkt Podiumsdiskussion
Den Höhepunkt der Veranstaltungsreihe bildete die Podiumsdiskussion. Moderiert von OÖN-Redakteur Roman Kloibhofer diskutierten Nicole Leitenmüller, Bürgermeisterin von Lembach im Mühlkreis, Thomas Schlager-Weidinger von der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, Psychologin Carolin Unger-Swoboda und TV-Journalist Tarek Leitner über das brisante Thema.
Die Diskussionsteilnehmer:innen beleuchteten die Thematik aus verschiedenen Perspektiven: Nicole Leitenmüller sprach über die Herausforderungen, denen sich Kommunalpolitiker:innen im Umgang mit Fake News stellen müssen. Für sie sei „ein vertrauensvolles Miteinander der Schlüssel zum Erfolg“. „Dazu gehört auch, Informationen klar zu kommunizieren“, meinte Leitenmüller.
Thomas Schlager-Weidinger betonte die Bedeutung von Bildung und Medienkompetenz, um junge Menschen für einen kritischen Umgang mit Informationen zu sensibilisieren. „Es geht um die kritische Wahrnehmung von Medien und politischen Diskursen. Hier haben Schulen durchaus die Chance, die nächste Generation sensibler zu machen“, so Schlager-Weidinger.
Das menschliche Gehirn sei auf Effizienz ausgelegt, erklärte die Psychologin Carolin Unger-Swoboda. Fake News lieferten einfache Antworten für komplexe Themen. Das hinterlasse tiefere Spuren im Gedächtnis. „In der Folge neigen Menschen dazu, sich in eine erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen. Das kann zu Vertrauensverlust im zwischenmenschlichen Bereich und zu sozialer Isolation führen.“
Tarek Leitner betonte die Rolle der Medien und ihre Verantwortung bei der Verbreitung von Nachrichten. „Wir müssen ein Netzwerk des Vertrauens knüpfen. Dazu braucht es Menschen und Institutionen als Bindeglieder.“
Aus welcher Perspektive auch immer das „Spiel mit der Wahrheit“ beleuchtet wurde, es zeigte sich, dass es sich dabei um eine große Herausforderung handelt.
Ihre Ideen und Vorschläge sind gefragt!
Das Organisationsteam blickt bereits auf die Zeller Schlossgespräche 2026, bei denen wieder ein gesellschaftlich relevantes Thema im Mittelpunkt stehen und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden soll. Gibt es ein Thema, das Sie besonders bewegt? Gibt es ein aktuelles gesellschaftliches, kulturelles oder politisches Thema, das Ihrer Meinung nach einer intensiven Diskussion und eines Austausches bedarf? Dann senden Sie uns Ihre Vorschläge bis zum 28. Februar 2025 per E-Mail an schloss-zell.post@ooe.gv.at! Das Organisationsteam freut sich auf Ihre Ideen.